Grundsätzliches
Heroin, chemisch Diacetylmorphin oder Diamorphin, ist ein halbsynthetisches, stark analgetisches Opioid mit einem sehr hohen Abhängigkeitspotential bei jeder Konsumform. Trotz sechsfach höherer, schmerzstillender Wirksamkeit gegenüber der Stammsubstanz Morphin, ist die therapeutische Anwendung von Heroin in den meisten Ländern verboten. Bis in die neunziger Jahre war Heroin auch in Deutschland eine der am weitesten verbreiteten und gefährlichsten Drogen. Danach ging der Konsum von Heroin allerdings drastisch zurück. Leider ist seit einigen Jahren wieder eine Zunahme der Verbreitung dieser Droge festzustellen.
Geschichte
Der englische Chemiker Wright untersuchte 1873 die Reaktionen von Alkaloiden wie Morphin mit Essigsäureanhydrid. Zwanzig Jahre später befasste sich der deutsche Felix Hoffmann im Bayer-Stammwerk Elberfeld erneut mit dieser Reaktion, die direkt zu Diacetylmorphin führte. 1896 ließ sich Bayer den aus diesem Verfahren gewonnenen Pharmawirkstoff unter dem Markennamen Heroin schützen. Der Stoff wurde in zwölf Sprachen massiv beworben als ein oral einzunehmendes Mittel, welches gegen Schmerzen, Husten, Lungenerkrankungen, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und etwa 40 weitere Indikationen eingesetzt werden konnte. Es wurde, im Gegensatz zum Morphin, als “nicht süchtigmachendes Medikament” angepriesen. Als Nebenwirkungen wurden lediglich Verstopfung und leichte, sexuelle Lustlosigkeit beschrieben. Ab etwa 1910 wurde vor allem in den USA, wo die Morphin- und Opiumsucht häufiger und in breiteren Schichten vorkam, die von Heroin ausgehenden Gefahren erkannt. 1931 gab Bayer dem politischen Druck nach und stellte die Produktion des Mittels ein. Stattdessen konzentrierte sich die Firma jetzt auf ihre zweite, bahnbrechende Entdeckung: Das Aspirin. Trotz aller Verbote stieg die Zahl der Heroinsüchtigen Weltweit an. In den USA erreichte sie in den siebziger Jahren einen ersten Höhepunkt. Der Handel der Droge befand sich primär in den Händen der italo-amerikanischen Mafia. Die weiter steigende Zahl der Abhängigen führte dazu, dass die US-Regierung in den achtziger Jahren den ´war on drugs´ ausrief. Seit 2000 nahm die Zahl der Süchtigen in den USA trotzdem erneut zu, diesmal nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch im ländlichen Bereich. Dies wird damit in Verbindung gebracht, dass seit den 90igern von amerikanischen Ärzten vermehrt Opioide verschrieben wurden. Sind Patienten von diesen abhängig geworden, stiegen sie oft auf das billigere Heroin um. Vier von fünf Heroinsüchtigen in den USA haben zuerst verschreibungspflichtige Opioide eingenommen. In der BRD wurde Heroin noch bis 1958 verkauft. Das Verbot erfolgte am 6. April 1971. Heroin wird auf dem Schwarzmarkt als weißes, cremefarbenes, graues oder bräunliches Pulver gehandelt. Es enthält meist Streckmittel wie Koffein, Valium, Rohypnol und Paracetamol. Gängige, wirkungslose Streckstoffe können auch Milchpulver, Talkum oder Mehl sein. In Deutschland liegt der Reinhaltsgehalt meist nur zwischen 3-25%, sehr selten darüber bis maximal 60%.