Langzeitfolgen
Diese sind von sehr vielen, individuellen Voraussetzungen abhängig. Von der Ausgangskonstitution des Konsumenten, der Dauer und der Intensität des Konsums. Besonders ausgeprägt sind psychische Folgen, insbesondere das Risiko einer Schizophrenie. Dabei treten eine Vielzahl von charakteristischen Störungen auf, die fast alle Bereiche der Psyche betreffen: Die Wahrnehmung, das Denken, die Ichfunktionen, den Willen, das Gefühls- und Gemütsleben, den Antrieb und die Psychomotorik. Häufig werden Stimmen gehört, es kann der Wahn auftreten, verfolgt, kontrolliert und ausspioniert zu werden, Halluzinationen aller Sinne sind möglich, Antriebslosigkeit, mangelnde Motivation, emotionale Verflachung, Freudlosigkeit und sozialer Rückzug sind oft zu beobachten. Die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat die Langzeitfolgen einmal sehr gut zusammengefasst: “Zwar hat der Konsument selbst ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, die jedoch objektiv betrachtet immer mehr abnimmt. An die Stelle geordneten Denkens und logischer Schlussfolgerungen tritt häufig eine Art Scheintiefsinn, wovon vor allem Sorgfaltsleistungen betroffen sind … Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes, allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger. Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus.”
Besonders kritisch ist der Konsum von Cannabis bezüglich eines möglichen Verlustes des Führerscheins. Im Gegensatz zu vielen anderen Drogen ist der Wirkstoff THC bis zu fünf Tage im Blut nachweisbar. Dies heißt also im Klartext: Am Wochenende Cannabis rauchen und unter ungünstigen Umständen noch in der folgenden Woche durch einen Drogentest im Zuge einer Verkehrskontrolle den berühmten “Lappen” verlieren. Dabei wird in der Regel kein zeitlich befristetes Fahrverbot ausgesprochen, sondern seitens der Führerscheinstelle der Führerschein entzogen. In diesem Falle sind dann in den nächsten 12 Monaten zunächst die Drogenfreiheit per Tests nachzuweisen und danach eine medizinisch-psychologische Untersuchung zu bestehen (MPU, im Volksmund auch als Idiotentest bezeichnet). Beides gibt es natürlich nicht kostenlos. Manche haben dafür mehr Geld ausgegeben, als für den Erwerb des Führerscheins. Und sollte man beide Hürden nicht innerhalb von zwei Jahren schaffen, kann auch der völlige Neuerwerb des “Lappens” angeordnet werden, heißt noch einmal Theorieunterricht und –prüfung plus Fahrstunden und Prüfung. So, als hätte man noch nie einen Führerschein besessen.
Noch eine abschließende Bemerkung: Über keine Droge und deren Wirkung wird wohl so viel diskutiert wie im Fall des Cannabis. Und sicher gibt es viele Leute, die “hin und wieder mal ein wenig kiffen”, ohne, dass deshalb ihr Leben zusammengebrochen ist. Dies mag alles sein. Trotzdem dürfen zwei Punkte nicht vergessen werden: Erstens, macht es definitiv bezüglich der Gefahren einen erheblichen Unterschied, ab welchem Alter jemand “hin und wieder kifft”. Tut er das bereits mit 13, 14 Jahren, wird dies sein Leben nachhaltig negativ beeinflussen! Und zweitens: Cannabis gibt es nicht im Laden zu kaufen, sondern nur auf dem illegalen Drogenmarkt. Will ich mir diese vermeintlich harmlose Droge besorgen, muss ich also den Kontakt zu einem Dealer suchen. Allerdings verkauft kein Dealer in diesem Land ausschließlich Cannabis! Er wird deshalb stets versuchen, den Cannabiserwerber auch zum Erstkonsum anderer, extrem gefährlicherer Drogen zu bewegen. Allein schon deshalb ist auch das Kiffen stets ein Balanceakt am Rande des Abgrundes!